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Förderkreis Galerie 21 e.V.
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Zwischen Selbstironie, Agression und großer Trauer
(Fuldaer Zeitung, 26. November 2014)

 

Ulrike Sitte

Fulda „Ich will meine innere Befindlichkeit ausdrücken", erklärt Ulrike Sitte das Motiv für die Entstehung ihrer Collagen und Malerei, die auch beim Betrachter Emotionen auslösen. Die Performance von Stimmung bis zu Farbe und Papier gelingt der Kasselerin gut, wie bis Mitte Januar auf der Kunsttreppe des Fuldaer Förderkreises Galerie 21 (Von-Schildeck-Straße 21) zu sehen ist.

Von unserem Mitarbeiter Volker Feuerstein

1954 in Dresden geboren, hat die Künstlerin einen abwechslungsreichen Lebens- und Berufsweg hinter sich, der von der Ausbildung zur Physiotherapeutin über die Arbeit als evangelische Gemeindepfarrerin bis zur Krankenhausseelsorgerin reicht. Gemalt hat sie schon im Alter von sechs Jahren, weil das für sie ein Weg war, innere Spannungen abzubauen. Sie bildete sich aber 1969 auch weiter im Zeichnen und mit Farbkompositionen: Ihre Lehrer waren Hermann Naumann im Künstlerhaus Dresden-Loschwitz, sowie Bruno Conrad im Genre der Ölmalerei.

Den Bildern, die dabei entstanden sind, maß sie keine Bedeutung bei. Sie waren einfach Mittel zum Zweck. Bis ihr Lebenspartner, Helmut Scheefer, der lange in Fulda und der Region als Pädagoge und in der Lehrerfortbildung tätig war, 1997 in Dresden ein Bild bei ihr sah und nach weiteren fragte. Die lagen in einer alten Matte unterm Bett. Scheefer erkannte die Qualität der Werke und man kaufte Rahmen, in denen die Motive plötzlich ein ganz neues Gewicht erhielten. Es folgten Ausstellungen in Krankenhäusern, anderen öffentlichen Einrichtungen, im Rathaus und im Agathof in Kassel.

Am tiefsten beeindruckt in Fulda das Motiv „Grünes Paar". Aus einem Kalender, auf dem Golfplätze abgebildet waren, entwickelte Ulrike Sitte die Collage eines floralen Liebespaares. Die Idee dabei war, die veränderte Natur wieder zu ihren Ursprüngen zurückzuführen. Die Künstlerin würde das Bild am liebsten nicht verkaufen, wie sie gesteht. So sehr ist es ihr ans Herz gewachsen.

Eine Zeichnung, die sie nach dem Freitod ihrer Schwester malte, ist dagegen unverkäuflich. Auch hier spürt man beim Anschauen intensiv, was der Bildtitel beschreibt: „Große Trauer". Mit einer gewissen Selbstironie entstand dagegen das Werk „Von Aggression überwältigt". Es soll jene Emotionen zeigen, von denen auch ein Mensch überwältigt werden kann, der als Seelsorger eigentlich immer sanft und tolerant bleiben sollte.

Der Vorsitzende des Förderkreises Galerie 21, Pedro Herzig, erklärte in seiner Laudatio zur Eröffnung, dass Ulrike Sitte sich kein Bild machen will, sondern viele Bilder, die sich verändern und entwickeln, genau so, wie sich die Künstlerin das von ihrem Umfeld erhofft. Die Werke spiegelten ihre emotionale, intellektuelle und religiöse Stellungnahme zu Ereignissen ihrer Biografie wider und zeigten auch Inhalte des Unterbewussten.