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Die Schrift als Bild
(FZ, 17.05.2002)

 

Sein Beruf war es, der ihn zur skriptoralen Gestaltung führte: Als gelernter Schriftsetzer mit einem besonderen Empfinden für „die gute Form der Schrift“ entdeckte der Fuldaer Karl-Oskar Aha die Schönheit des handgeschriebenen Wortes als künstlerische Ausdrucksweise. Kalligraphien von Karlos Aha, wie er sich nennt, sind derzeit in der Galerie 21 in Fulda, Von-Schildeck-Straße 21 zu sehen.

Vom griechischen Wort Kallus = Schönheit abgeleitet, hat die Kunst des schönen Schreibens eine lange Geschichte. Pedro Herzig vom Förderkreis Galerie 21 ging bei der Ausstellungseröffnung in den Räumen der Firma Trüffel Wein & Delikates auf den hohen Stellenwert der Handschrift ein, die vor Entdeckung der Druckkunst durch Gutenberg in den Klöstern zur künstlerischen Fertigkeit entwickelt worden sei. Jedes handgeschriebene buch sei ein Unikat, jede mit Feder und Tinte verfasste Urkunde, jedes alte Dokument machten noch heute die Einmaligkeit des persönlichen Schriftstils seines Verfassers deutlich. Druckbuchstaben, Schreibmaschine und zuletzt Computer führten dazu, dass die Handschrift im Alltag mehr und mehr verkümmere. Umso größer ist laut Herzig das künstlerische Interesse an der Kalligraphie, die Karlos Aha in ganz ungewöhnliche Weise umsetzte. Er habe die Kunst des Schreibens perfektioniert, er sei ein Könner, der mit der Schrift Bilder zeichne.
 
Der 1939 in Fulda geborene Aha war nach seiner Schriftsetzerausbildung bei Parzeller & Co. Im dortigen grafischen Atelier tätig, später in der Druckvorbereitung bei Fleischmann-Druck. Parallel dazu engagierte er sich beim Aufbau des jungen Kunstkreises und der Galerie Junge Kunst. Seit 1991 ist er Mitglied der Offenbacher Schreibwerkstatt Klingspor, wo er in Workshops und Kursen mit internationalen Kalligraphen sich der Kunst des Schreibens näherte. Aha sieht seine intensive Arbeit mit Feder, Fineliner, Tusche und Farbe als eine Art Gegenpol zum Computer. „Erst habe ich nur geschrieben und versucht, die Handschrift zu vervollkommen. Heute gestalte ich expressiv, gebe den Worten Form“, sagt der 63-jährige über seine über zehnjährige Beschäftigung mit der Kalligraphie.
 
Ergebnisse dieser künstlerischen Auseinandersetzung mit der Kunst des Schreibens sind in der Treppenhausgalerie zu sehen. Ahas Dichter- und Wortwahl mit Zitaten von Rilke, Dostojewski, Hermann Hesse oder Salomon sind so vielfältig und interessant wie sein „Handwerkszeug“. Die „ungewöhnliche Ausstellung“, so Pedro Herzig bei der Vernissage, ist dienstags bis donnerstags von 14 bis 19 Uhr, freitags von 14 bis 20 Uhr und samstags von 10 bis 14 Uhr geöffnet.
(Erika Dingeldey, FZ, 17.05.2002)




Karl Oskar Aha
Karl Oskar Aha (Mai 2002)


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