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Leben und Sterben für die Kunst
(Fuldaer Zeitung, 13. Juli 2016)

 
Ein schillerndes Leben: Erinnerungen an Egon Knapp in der Galerie 21
Egon Knapp (Fuldaer Zeitung 13.07.2016)

Fulda

Es gibt Bilder und Menschen, mit denen anrührende Geschichten verbunden sind. Das Leben und Sterben des Fuldaer Malers Egon Knapp gehört dazu. Und seine Werke, die jetzt in der Galerie 21 ausgestellt sind, erzählen von schönen Begegnungen, kleinen Komödien und großen Dramen.

Von unserem Mitarbeiter Volker Feuerstein

Der Lebenslauf von Egon Knapp ist eng verbunden mit dem Jungen Kunstkreis Fulda und der Galerie Junge Kunst. Er ist gleichzeitig ein Abbild der wachsenden Gegensätze zwischen freier und angewandter Kunst, zwischen Lebensnotwendigkeiten und dem freien Künstlerleben. Was der Vorsitzende des Förderkreises Galerie 21, Pedro Herzig, in seiner Eröffnungsansprache zur Vernissage vor wenigen Tagen ausführte, ist denn auch ein Zeitbild der vergangenen Jahrzehnte.

Egon Knapp wurde 1934 in Fulda geboren. Während der Lehre in einem technischen Beruf entdeckte er seine Neigung zur Kunst, zum Aquarellieren und zu Malerei in Öl. Er belegte Zeichenkurse bei Rudolf Kubesch und besuchte Ausstellungen des Fuldaer Künstlerbundes. Die Bewerbung an der Offenbacher Kunstschule war erfolgreich. Durch seine Verbindung zu Rudolf Kubesch lernt er Karlfried Staubach und Franz Erhard Walter kennen. Der erinnert sich: „1956 lerne ich Egon in der Weihnachtsausstellung des Fuldaer Künstlerbundes kennen. Daraus entsteht eine tiefe Freundschaft. Ab 1957 studiere ich an der Werkkunstschule in Offenbach. Dort treffe ich Egon Knapp, der in seiner Wohnung ein kleines Atelier unterhält. Dort nächtliches Malen und Diskutieren bis in die frühen Morgenstunden.“

Egon träumt davon, Maler zu werden. Doch da er mit Tilly, einer Fuldaer Schuhverkäuferin, eine Familie gründen will, drängt ihn deren Familie aus Gründen der materiellen Sicherheit, als Grafikdesigner zu arbeiten. Egon macht schon bald Karriere als Art- und Creative-Director bei großen PR-Agenturen in Frankfurt. Aber er träumt weiter von einer Künstlerexistenz. Bei Franz Erhard Walter klagt er über die Schwierigkeiten, angewandte und freie Kunst unter einen Hut zu bringen.

1958 wird eine Ausstellung in den Arbeitsräumen von Walter am Wallweg in Fulda geplant und realisiert. Aus dieser sehr erfolgreichen Ausstellung geht die Gründung des Jungen Kunstkreises und der Galerie Junge Kunst hervor. Es folgen weitere Ausstellungen in Fulda. Für seine Freunde wird immer deutlicher spürbar, dass Knapp die Zeit fehlt, sich mit der Kunst der 60iger Jahre zu befassen und sich frei zu verwirklichen. Für ihn werden Bilder Max Beckmanns aus dessen Spätzeit Muster für eigene Arbeiten, ohne dass er diese nachahmt.

1979 kündigt Egon Knapp seine sehr gut honorierte Arbeitsstelle in der Werbeagentur. Er will endlich frei arbeiten. Die Familie zerfällt, er muss die große Altbauwohnung in der Frankfurter Kennedy-Allee gegen eine Zweizimmerwohnung in Sachsenhausen eintauschen. Ein Zimmer wird Atelier, im anderen schläft er. Er malt weiter, wird aber zusehends kauziger. Eine letzte Ausstellung hat er mit der Eröffnung der Treppenhaus-Galerie 21 in Fulda. Er lebt in Frankfurt von den Bilderverkäufen an alte Freunde und pendelt nur noch zwischen Wohnung und Apfelweinkneipen in der Nähe. Er selbst bezeichnet sich als „Stadtindianer“. Im Mai 2015 stirbt er in Frankfurt.

Es ist einem Zufall zu verdanken, dass Besucher jetzt die schönsten Arbeiten seiner Zeit als Maler wieder in der Galerie 21 sehen können. Knapps Vermieterin erinnerte sich an seine letzte Ausstellung und fand über das Internet die Galerie 21. Da die Angehörigen von Egon Knapp nichts mehr mit ihm und seinem Nachlass zu tun haben wollten, boten sie Pedro und Rita Herzig die Bilder an, die in der Wohnung standen. Fast wären sie im Container gelandet. Jetzt sind sie zurückgekehrt in die Heimat des Künstlers und warten auf Freunde einer skurrilen Fantasie, intensiver Farben und großartiger Interpretationen eines Lebens für die Kunst.

Die Ausstellung mit den verkäuflichen Bildern von Egon Knapp sind in Fulda in den Räumen der Trüffel (Von Schildeck-Straße 21) bis Mitte August zu sehen.