Förderkreis Galerie 21 e.V.
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Die Liebe zum harten Basalt (Fuldaer Zeitung 08.09.2001)
Fulda/Weyhers Vom Haus am Weyherser Ortsrand hat man einen
herrlichen Blick auf die Ebersburg und die nahen Berge der Rhön. Hier hat Bernd
Wolff den idealen Platz gefunden, um seinem Metier und seiner Berufung
nachzugehen. Beides gehört für den 35-Jährigen zusammen, denn seine Liebe gilt
den Gesteinen und dem, was man daraus formen und gestalten kann. Wolff ist
Steinmetz- und Bildhauermeister, und hat sich neben den klassischen
Steinmetzarbeiten der freien Bildhauerkunst verschrieben. Seit einem Jahr
selbständig, hat er im alten Schweinestall des ehemaligen landwirtschaftlichen
Anwesens in der Gartenstraße 27 sein Atelier. Staubwolken dringen aus der Tür in
den Hof, wo schlanke Basaltsäulen und unförmige Blöcke aus Kalkstein, Marmor,
Muschelkalk und Sandstein auf ihre Bearbeitung warten. Drinnen ist der Meister
dabei, mit Steinbeil und Eisen einen Sandsteinklotz zu behauen. „Ich arbeite am
liebsten mit der Hand, das ist ursprünglicher, und ich habe einen besseren Bezug
zum Stein“, sagt der 35-Jährige, der mit einer Steinmetzlehre begann und nach
der Gesellenprüfung im Grabmal- und Restaurierungsbereich beschäftigt
war. „Immer aber war mir klar, dass das nicht alles sein kann. Das Gespür,
selbst zu gestalten, wurde immer stärker“, erzählt Bernd Wolff. Der Besuch der
Meisterschule in Aschaffenburg war der erste Schritt in diese Richtung. Heute,
als selbständiger Steinmetz und Bildhauer, fährt Wolff mehrgleisig: „Ich
übernehme Restaurierungen und anspruchsvolle Bildhauerarbeiten, entwerfe und
gestaltete Grabsteine, Brunnen, Wappen oder Heiligenfiguren als Auftragsarbeit.“
Daneben aber, und das ist ihm wichtig, arbeitet er frei, lässt seine Ideen in
den Stein einfließen. Was seine gestalterische Veranlagung und die Liebe zum
Gestein angeht, ist Wolff mehrfach „vorbelastet“: Der Großvater hatte ein
arachäologisches Faible mit der Spezialisierung auf Steinzeitwerkzeuge, die
Großmutter war akademische Bildhauerin. Vater Heiner Wolff, als Zeichner
bekannt, „war und ist besessen von Steinen“; Mutter Gisela ist als Restauratorin
tätig. Große Achtung hat der 35-Jährige vor dem Können jener Steinmetze, die
vor hunderten vor Jahren Kirchen und Schlösser schmückten. Ein Sandsteinblock
aus einem gotischen Haus in Fritzlar, der vor über 800 Jahren behauen wurde,
liegt nun im Hof von Bernd Wolff: „Was daraus entsteht, das wird sich erst bei
der Arbeit am Stein ergeben. Ich werde dabei an die Kollegen von damals denken,
an ihr handwerkliches und künstlerisches Geschick und daran, wie körperlich
schwer die Arbeit war.“ Heute erleichtern Motor-Steinsägen und
Presslufthämmer aller Größenordnungen das Herausbrechen des Gesteins und das
Behauen. „Der Job ist aber nach wie vor Knochenarbeit, sagt Wolff. Einen
Eindruck davon gibt die Vielzahl des Handwerkzeugs, das an der Wand hängt:
Beile, Fäustel oder Knüpfl, Punktiergeräte, Spreng-, Spitz-, oder Scharriereisen
und wie sie alle heißen. Am liebsten und meisten arbeitet der 35-Jährige mit
weichem Sandstein. „Aber sehr gerne auch mit Diabas, einem vulkanischen Gestein,
das dem Basalt ähnlich ist“. Das Material ist nicht gerade preiswert: Ein
Kubikmeter Sandstein geschnitten und gesägt kostet zwischen 3500 und 4500 Mark;
Diabas bis 7000 Mark. Da freut sich der junge Künstler, wenn er sich mal einen
Extra-Brocken umsonst holen kann. Stolz ist Wolff auf die von ihm
bearbeiteten Basaltsäulen, die man im Hof bewundern kann. Er hat sie selbst
gebrochen in einem Steinbruch bei Brauerschwend. In der Rhön sei das nicht mehr
erlaubt. „Basalt ein hartes, aber wunderbares Gestein“, schwärmt er und
bedauert, dass es sehr teuer ist. Über Besucher, die sich für seine Arbeit
interessieren, freut sich der Bildhauer. Derzeit ist er gerade dabei, einen
Gesteinsblock als Wegweiser aufzustellen. Der wird dann auch seine Initialen
tragen, so wie früher die Steinmetze in den Dombauhütten nach alter Tradition
ihre Gewerke kennzeichneten.
Fuldaer Zeitung
08.09.2001
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