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Verliebt, frustriert, beflügelt
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„Neues aus Kykladien“: Der Fuldaer Künstler Heiner Wolff stellt im Medienzentrum aus Verliebt, frustriert, beflügelt Da stehen sie: Achilles der strahlende Held. Orpheus und Eurydike (come together…). Andromeda von Pegasos beflügelt. Zeus Hera - gefrustet. Sie stehen da und sehen uns an. Und wir? Wir müssen lächeln. Denn hehre Götter, furchteinflößende gar, sind es nicht, die das Foyer des Hauses Parzeller an der Frankfurter Strasse bevölkern. Eher freundliche Hausgeister. Gute auf jeden Fall. Und vor allem: humorvolle. Denn der Schalk sitzt ihnen im Nacken. Wie auch ihrem „Göttervater“, dem Fuldaer Künstler und Grafiker Heiner Wolff. Der hat sie aus Papier erschaffen, aus Zeitungspapier wohlgemerkt; oder um noch genauer zu werden aus dem Papier der Fuldaer Zeitung. Kein Wunder also, dass die mythischen Gestalten, fünfzehn an der Zahl, in das Gebäude der Druckerei und des Verlages eingefallen sind. Begonnen hat diese freundliche Übernahme respektive die Ausstellung unter dem Titel „Neues aus Kykladien“ (bis zum 30. März, Öffnungszeiten: montags bis freitags 8 bis 18 Uhr) mit ein paar Exponaten, die in der „Trüffel“ auf sich aufmerksam machten. Kunstwerke aus FZ-Seiten, deren Haut Schnipsel aus dem Feuilleton- und „Magazin am Wochenende“-Seiten bilden. Es sind Arbeiten, die beweisen, „dass aus der Zeitung von gestern etwas Ansehnliches und Schönes werden kann“, wie Verleger Dr. Thomas Schmitt bei der Eröffnung sagte: Was lag da näher, als sie ins Medienzentrum zu holen? So entstand unter tatkräftiger Mitarbeit des Förderkreises Galerie 21 eine Schau, die auf augenzwinkernde Art und Weise in die Welt von Herakles und Oidipus, von Andromeda und Kastor entführt. |
Götter und mythologische Gestalten im 21. Jahrhundert? Das geht nicht ohne Brechung, ohne Zweifel. „Sie sind ihre Allmacht längst los“, sagte denn auch der stellvertretende Chefredakteur der Fuldaer Zeitung, Christoph Witzel, in seiner Einführungsrede. „Wen die zeitlosen Geschichten der Mythologie heute dennoch nicht loslassen, der mag in seiner Fantasie mit ihnen und ihren Gestalten spielen, und wenn er dabei ein Techtelmechtel anfängt mit der kleinen Schwester des Zweifels, der Ironie nämlich, dann können dabei erstaunliche Dinge entstehen.“ Erstaunlich ist es in der Tat, wie die Objekte da stehen im Eingangsbereich des FZ-Hauses mit ihren kleinen Ärmchen und spitzen Ohren, wie sie sich verhalten in den Hintergrund drücken oder lasziv im Vordergrund räkeln, munter ihre eckigen Nasen in die Luft recken oder stolz ihre kugelrunden Brüste präsentieren. Und mehr noch: Sie sind irgendwie voller Lust und Laune; einer Lust und Laune, die auch der 1941 in Wien geborene Künstler versprüht, wenn er davon erzählt, mit welcher Begeisterung er mehrfach nach Griechenland gereist ist und dort vor Jahren „inmitten von Ausgrabungsstätten“ schlafen konnte (wobei er wohl von den Sagen und Legenden des Landes geradezu befallen wurde). Mit der ernsten Bedeutsamkeit griechischer Skulpturen haben er und seine Kunstwerke letztlich nicht gemein. Und auch wenn Wolff zugibt, sein Werkstoff die Zeitungen unter anderem auch aus finanziellen Gründen gefunden zu haben („Es ist halt billig“), so hätte doch nichts besser zu seinen Figuren gepasst als Papier. Die manisch-verliebte Nymphe oder die Sirtaki tanzende Aphrodite aus edlem und hartem Marmor? Undenkbar! (Anke Zimmer, FZ, 14.03.2001) Heiner Wolf Heiner Wolff (März 1999) Werke von Heiner Wolff Ironische Metamorphosen (Marktkorb, 14.03.2001) Neues aus Kykladien (FZ, 10.03.2001) |
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